"Sie wollen also, dass ich die Dampfturbine unseres Schiffs in zwei Tagen repariere? Kapitän, ich mache es in zwei Stunden."
(Montgomery Scott, "Die Erinnerungen eines Ingenieurs", 1887)
Durch die Entdeckung des Æthersgases als Auftriebsmittel hat die Entwicklung der Luftfahrt in den letzten zwanzig Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Heutzutage ist der Anblick eines Luftschiffes am Himmel über großen Städten beinahe schon ein alltäglicher, zumindest aber ein vertrauter Anblick.
Die Luftfahrt wird in zwei Gebiete unterteilt: die "konventionelle" Luftfahrt, auch Aeronautik genannt und die Aethernautik mit überwiegend Æthergas-gestützen Luftschiffen.
Ætherschiffe sind dabei um ein vielfaches leistungsfähiger und in der Lage, größere Lasten zu tragen als Helium- oder Wasserstoff-befüllte Versionen.
Da aber Æthergas sehr viel seltener und teurer ist, existieren beide Techniken nebeneinander.
Unter Luftfahrt versteht man heutzutage sowohl das Fliegen (genauer "fahren") mit Zeppelinen und Luftschiffen als auch das Reisen mit Ballons, die vor allem eine Rolle bei der Gewinnung des Æthers spielen, dem sogenannten "Ernten".
Da Æthergas nur in extrem hohen Höhen gewonnen werden kann, wo die Luft so dünn ist, dass der Æther des Weltalls in hinreichender Form auftritt, werden meist spezielle Ballons dazu eingesetzt, Æthergas zu sammeln. Je höher man dabei steigen kann, desto geringer ist der Luftanteil (Sauerstoff) im Æther und desto reiner ist das gewonnene "Gas". Je reiner Æther ist, desto wertvoller ist er und ein Anteil von mehr als 50% Æther im Gas gilt bereits als qualitativ hochwertig.
Würde man die Atmosphäre verlassen und in den Weltraum vordringen können, würde man theoretisch 100% reinen Æther gewinnen können - etwas, was bislang noch nicht gelungen ist, aber das Ziel vieler Forschungen und Entwicklungen ist, die von den führenden Nationen betrieben werden.
Der Wettlauf ins All ist letztendlich auch ein Wettlauf um Ressourcen.
Je höher man steigt desto gefährlicher wird es. Das gilt für alle Arten von flugfähigen Geräten und in dem Grenzbereich, in dem man Æthergas mit Anteilen über 70% gewinnen kann, tasten sich nur sehr wenige wagemutige Kapitäne vor.
Eine zunehmend wesentliche Rolle spielt die Luftfahrt beim transkontinentalen Postverkehr. Dort, wo geringe Lasten zu transportieren sind, diese aber schnell befördert werden müssen, setzt man immer mehr auf leistungsfähige Ætherschiffe.
Die "konventionelle" Luftfahrt mit herkömmlichen Zeppelinen erfreut sich, dank immer besserer Dampfturbinen, zunehmender Beliebtheit, vornehmlich im Passagierverkehr auf Strecken zwischen europäischen Großstädten. Vor allem im deutschsprachigen Raum und in Russland setzt man auf die mit Helium (oder einem Helium-Æthergas-Gemisch) befüllten Luftschiffe der Zeppelinwerke.
Hier eine kleine Auflistung der verschiedenen Bereiche der modernen Luftfahrt:
Militärisch:
Seitdem im amerikanischen Bürgerkrieg zum ersten Mal Luftfahrzeuge im größeren Maßstab eine erfolgreiche Rolle spielten, hat praktisch jede Nation die militärische Luftfahrt für sich entdeckt. Zunächst setzte man sie als schnelle Truppentransporter und Aufklärer ein, mittlerweile leisten sich alle großen und fortschrittlichen Nationen eine eigene Kriegs-Ætherflotte. Bewaffnete Ætherschiffe agieren dabei ähnlich wie die großen Segelschiffe des 18. Jahrhunderts.
Zivil:
Haupteinsatzgebiet der zivilen Luftfahrt ist der Postverkehr und zunehmend auch der Transport von besonders wertvollen Frachten, die man nicht einem Schiff anvertrauen will. Passagierverkehr, vor allem transkontinental, erfreut sich in sehr reichen Kreisen zunehmender Beliebtheit. Allerdings ist die zivile Luftfahrt noch ganz am Anfang und der Löwenanteil des Transportwesens entfällt auf Zug und Schiff.
In diesem Bereich tummeln sich neben vielen aufstrebenden jungen Unternehmen (vor allem aus den USA) auch eine ganze Reihe von äußerst reichen Persönlichkeiten, die sich ein eigenes privates Luftschiff als Statussymbol leisten können. Dies ist ein Trend der letzten Jahre, der sich zukünftig sicher noch intensivieren wird.
Verschiedene Universitäten und Forschungsgesellschaften sind dazu übergegangen, Luftschiffe für Forschungsreisen in die unentdeckten Gebiete der Erde zu "sponsoren".
Resssourcengewinnung:
Zur Gewinnung des Æthers werden in aller Regel bemannte Ballons eingesetzt, die man in extrem große Höhen steigen lässt. Diese Technik praktizieren sowohl einige Nationen als auch diverse Unternehmen. Immer noch ist die Æthergewinnung ein sehr riskantes und äußerst gefährliches Unterfangen und daher auch entsprechend gewinnversprechend.
Wagemutige Unternehmer und sogenannte "Privatiers" setzen darüber hinaus zunehmend auch Ætherschiffe zu diesem Zweck ein. Es ist riskant und gefährlich, ein Luftschiff in solche Höhen steigen zu lassen und immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen. Andererseits kann bereits eine Schiffsladung Æthersgas mit entsprechendem Reinheitsgrad an der New Yorker Börse ein kleines Vermögen einbringen.
Luftpiraterie:
Wo es Profit gibt, da ist die Gier nicht fern, das liegt in der menschlichen Natur. In den letzten Jahren haben immer wieder wagemutige Kapitäne und Æthernauten von sich Reden gemacht, die, ähnlich wie die Piraten der Karibik vor einigen Jahrhunderten, die Luftwege unsicher und Jagd auf Beute, insbesondere auf Æthergasballons- und Transporte, machen.
Gerüchteweise gibt es in einigen weniger zivilisierten Nationen auch staatlich zugelassene Freibeuter, eine skandalöse Entwicklung aus Sicht der großen Nationen.
Luftpiraten findet man nur in den etwas entlegeneren Gegenden, in den gut bewachten Luftraum Kontinentaleuropas wagen sie sich eher selten. Insbesondere in der Karibik, in Südamerika, über Nordafrika, Asien und Indien finden sich Piraten und ihre Verstecke. Von dort aus überfallen sie die Routen über den Pazifik und Atlantik.
Aber auch vom Rande Europas agieren sie, zum Beispiel über Irland, Schottland, Skandinavien und dem Balkan. Zunehmend findet man Luftpiraten im Mittelmeerraum, von Sizilien und Nordafrika aus aufsteigend. Gerade in Südeuropa gibt es gut organisierte Piratennester auf den griechischen Inseln und Sizilien.
Manche berüchtigte Luftpiraten sind dabei zu fragwürdiger Berühmtheit gelangt. Romantische Romane und Abenteuergeschichten über Æthernauten erfreuen sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit, gerade bei der gebildeten weiblichen Leserschaft.
(Quelle: Meyers höchst erbauliches Lexikon der modernen Welt, Ausgabe XII)